Tord Gustavsen New Trio: Tord Gustavsen (piano), Simin Tander (vocals) and Jarle Vesperstad (perc.)
Die Sängerin Simin Tander ist in Deutschland aufgewachsen, hat aber einen afghanischen Vater. Dessen Heimatsprache Paschtu musste sie sich zwar erst mühsam aneignen, doch mittlerweile singt sie auch in dieser Sprache. Auf dem neuen Album des norwegischen Pianisten Tord Gustavsen sind es vorwiegend Kirchenlieder aus dessen Heimat. Was sich auf dem Papier liest wie eine Ausgeburt des Multikulturalismus, erweist sich beim Anhören als ein Wunder an Ausdruckskraft und musikalischer Delikatesse.
Gustavsen, ein Meister der leisen Töne, ist mit diesen Hymnen und Kirchenliedern aufgewachsen und schätzt sie mehr als die meist amerikanischen Standards, die eigentlich den Jazz-Kanon ausmachen. Tander und Gustavsen, die sich vor zwei Jahren kennen- und schätzen lernten, haben sich dann dafür entschieden, diese Lieder von einem afghanischen Lyriker ins Paschtu übersetzen zu lassen. «Dieser Prozess war herausfordernd und wirklich fruchtbar», erinnert sich Gustavsen. «Wir haben uns sehr darauf konzentriert, die Texte in einem ganzheitlichen Sinne zu interpretieren und sind in einen Bereich vorgedrungen, wo ich das Gefühl habe, dass Sufismus und Christentum zusammenkommen.» Simin Tander singt ausserdem Verse des persischen Mystikers Rumi und des amerikanischen Beat-Poeten Kenneth Rexroth («I Refuse») in englischer Sprache. Ein paar Instrumentalstücke von Tord Gustavsen, die verraten, dass er tiefer im Blues verwurzelt ist, als er zugeben mag, haben ausserdem auch noch auf der Platte Platz gefunden. Tord Gustavsen wurde mit dieser CD-Produktion in Deutschland speziell geehrt: Beste Jazz-Platte des Jahres 2016!
ECM Records Hörprobe: «The Way You Play My Heart» aus dem Album «What Was Said» von Tord Gustavsen